Wenn Betroffene selber messen ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 23.08.2014, 12:03 (vor 3506 Tagen)

Fundstelle im Literaturverzeichnis auf www.baufachinformationen.de:

Wenn Betroffene selbst messen... ... kann so allerlei schief gehen!

Die Verlockung ist groß: Man befürchtet, dass in den eigenen vier Wänden irgendetwas nicht stimmt, dass man durch ein Übermaß an Strahlung, Schadstoffen oder Schimmel gesundheitlich belastet wird, will es genau wissen - leider kosten Fachleute wie baubiologische Messtechniker mit hochwertigen Messgeräten oder chemische und mikrobiologische Labore Geld, mit 50 oder 100 Euro kommt man nicht weit. Da sind verständlicherweise die preisgünstigen Angebote im Internet oder in Anzeigen attraktiv. Ob Messgeräte für Mobilfunk oder Magnetfelder zum Ausleihen oder Kaufen, ob Messsets oder Laboranalysen für Wohngifte, ob Nährböden für Schimmelpilze, alles ist heute für Jedermann erhältlich und angeblich leicht anwendbar. Werden Sie zum Messtechniker, dann können Sie sich selbst helfen! Nur: Was ist davon aus fachlicher Sicht zu halten? Kann man als Betroffener wirklich baubiologisch sinnvoll messen, oder misst man dann doch eher Mist und kommt zu falschen Bewertungen und Sanierungen?
[...]
in Fachzeitschrift: Wohnung + Gesundheit 34(2012)Nr.145, S.33-35
ISSN: 0176-0513

Kommentar: Das Ziel des Artikels ist klar: Betroffene sollen nach den Dienstleistungen von Baubiologen rufen, statt selber messen. Denn Hobbymesstechniker nehmen Geschäft weg. Davon ist in dem Artikel natürlich nicht die Rede, sondern davon, dass messende Laien leicht überfordert sein können. Die Zeitschrift "Wohnung + Gesundheit" wird von der Baubiologenschmiede IBN heraus gegeben. Das IBN macht aus z.B. Bäckern und Hausmeistern Baubiologen und kümmert sich pauschal auch darum, dass die ausgelernten Kursteilnehmer Arbeit bekommen, z.B. indem es gegen Do-it-Yourself-Messungen Front macht oder mit der angegliederten Bürgerinitiative (Funkbewusstsein) subjektive Ängste gegenüber Funkwellen schürt. Das Geschäftsmodell beruht auf der Sorge vieler um die eigene Gesundheit und auf der Einstellung Wohlhabender, Gesundheit lasse sich kaufen. Im Bauboom der 1960er- bis 1980er-Jahren hatte dieses Geschäftsmodell seine erste Blüte: Damals wurden gezielt Ängste gegenüber dem Baustoff Beton geschürt, beispielsweise wurde behauptet, wer in Hochhäusern lebe, müsse nach 20 Jahren mit Krebs rechnen. Die erfolgreiche Methode unbegründete Ängste zu wecken ist gleich geblieben, Beton wurde lediglich gegen Funk ersetzt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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